Reist du nur so oder gehst du auch mal in ein Hotel an einen Strand?
Ich bin immer draussen unterwegs oder mit meinem VW Bus – als Hoteltouristin eigentlich nie. Ich mag es, von einem Ort zum anderen ziehen und Draussen-sein. Das gibt mir viel.
Was waren deine schönsten bzw. schwierigsten Momente auf Reisen?
Ein Moment der Ladies-only-Schwedenreise ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ein Sauna-Abend ist Teil dieser Reise. An jenem Abend sassen wir also am Meer, die Sonne begann gerade unterzugehen und die
Stimmung war unglaublich. Plötzlich sagt Michèle, die mit mir die Reise leitete: «Und damit verdienen wir auch noch Geld…». Da wurde mir bewusst, wie reich beschenkt ich bin. Auf solchen Reisen gibt es viele Momente, die sich für mich wie Urlaub und nicht wie Arbeit anfühlen und die geniesse ich sehr. Natürlich trage ich als Reiseleiterin auch viel Verantwortung und muss Entscheidungen für die ganze Gruppe treffen. Das kann auch mal anstrengend sein.
Was empfindest du dabei als anstrengend?
Gewisse Entscheidungen sind von der Reiseleitung abhängig. Beispielsweise gab es die Situation, dass starker Wind aufkam und wir entscheiden mussten, ob wir mit der Gruppe weiterziehen oder ob es zu gefährlich wird. Das Unterwegs Sein bei Wind und Wetter erfordert von uns ein hohes Mass an Verantwortung. Dabei wollen wir natürlich die Erwartungen der Teilnehmer erfüllen und dem Programm möglichst treu bleiben. Andererseits müssen wir die Sicherheit der Teilnehmenden im Auge haben.
Was gefällt dir an deiner Arbeit als Reiseleiterin?
Mich fasziniert die Aufgabe als Reiseleiterin sehr. Das Spannende daran ist, dass jede Reise neu ist. Obwohl wir an den gleichen Ort reisen, die
Menschen sind immer wieder andere. Wir wissen im Voraus nie, wie die verschiedenen
Persönlichkeiten miteinander interagieren. Zudem bietet diese Art zu Reisen viel Spielraum für
Gespräche, die oft sehr tief gehen. Aber wie vorhin schon erwähnt, ist Reiseleiterin zu sein nicht immer nur ein «Schoggi-Job»
Was macht diese Art von Reisen mit dir und den Menschen, die mit dir reisen?
Interessanterweise bewirkt das Reisen bei mir Ähnliches wie bei den Mitreisenden: Es löst sehr viele
Prozesse und Gedanken aus. Auf einem
Aktivretreat, erleben wir uns neu. Sei es im Zusammenspiel mit der Gruppe oder mit der Natur. Man hat viel Zeit über sich und sein Leben nachzudenken, durch die nötige
Distanz zum Alltag und die Natur als Spiegel. Am wertvollsten sind aber die Gespräche.
Werden solche Veränderungen im Innen auch gegen Aussen sichtbar?
Ausgelöst durch die Reise hat letztes Jahr eine Teilnehmerin ihren
Traum verwirklicht und sich selbstständig gemacht. Ich selbst habe nach meiner letzten Reise in den Libanon meinen Job gekündigt.
Abgesehen von deiner Kündigung, was nimmst du von deinen Reisen mit in den Alltag?
Ich bin danach jeweils sehr viel entspannter als davor. Diese
innere Ruhe bemerken natürlich auch meine Freunde. Dieser Effekt hält auch erstaunlich lange an. Wobei ich aber mindestens einmal im Monat ein «Refreshing» brauche. Refreshing im Sinne von
Zeit in der Natur. Ich verbringe dann ein, zwei Tage draussen und kann den Effekt so wieder auffrischen.
Warum kommen Teilnehmer*innen erneut auf ein Aktivretreat?
Natürlich gibt es da unterschiedliche Gründe. Spannend ist aber, dass einige auf die genau gleiche Reise nochmals mitkommen. Zurzeit stehe ich in Kontakt mit einer Teilnehmerin, die nochmals auf die
Seekajakreise in Schweden möchte. Daraus schliesse ich, dass es bei den Reisen manchmal weniger um den Ort und mehr um das Setting geht. Die
Stimmung und die
Gespräche haben dieser Teilnehmerin so gut gefallen, dass sie es gerne nochmals erleben möchte. Wobei die Orte, die wir besucht haben, auch
traumhaft schön waren!